Imperialfisch

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SY-Breakpoint - März 2008

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Inhalt:

 

Bericht vom 29. März - Teil 2 - Die ungewöhnliche Route - Von Yap nach Hong Kong - über den NW-Pazifik

Bericht vom 29. März - Teil 1 - Breakpoint erkundet Papua Neu Guinea

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Teil 2 - Die ungewöhnliche Route - Von Yap nach Hong Kong - über den NW-Pazifik

29. März 2008

Nach exakt einer Woche auf Yap hoben wir kurz vor Sonnenuntergang den Anker und starteten den langen Törn von 1700 Seemeilen. Die meisten Segler bevorzugen die Route durch die Philippinen. Wir hatten uns aber für einen Offshore-Schlag auf dem NW Pazifik um die Nordspitze von Luzon in das Süd-Chinesische Meer, nach Hong Kong entschieden. Für uns war das seit langem wieder mal eine der längsten ununterbrochenen Segelstrecken. Nur die Fahrt von der Robinson Insel zur Osterinsel war mit 1800 Seemeilen etwas länger. Der Nordost-Monsun wehte sehr stabil, so das wir von Anfang an guten Segelwind hatten. Dieser wurde allerdings zunehmend stärker, je weiter wir nach Norden kamen. Tom und ich konnten aber zum Glück immer unseren Generalkurs (NW) halten. Am Anfang hatten wir kaum Schwell, was das Segeln sehr angenehm machte. Aber je weiter wir nach Norden kamen, desto mehr hob und senkte sich Breakpoint in der Dünung. Zum Schluss war unsere Matratze am ruhigsten Punkt des Schiffes gelandet, welcher sich am Durchgang zum Vorschiff befindet. So lagen wir immer angenehm gegen jedes Rollen eingekeilt.

Tom auf der Matraze beim Lesen

Seit Tagen empfingen wir schon über NAVTEX Sturmwarnungen für das Seegebiet um Taiwan und das Südchinesische Meer. Jeden Tag kamen Meldungen über "Mann über Bord" (in diesem Gebiet wird sehr viel gefischt). Eine Rettungsinsel wurde leer aufgefunden, in der 11 Fischer waren. Sogar ein Containerschiff war gesunken. Diese Meldungen machten einem nicht gerade Mut. Seit 4 Segeljahren, die wir weltweit unterwegs sind, traf uns hier der zweite Sturm auf offener See. Es baute sich eine extrem hohe, kurze und steile See auf, welche vor der Nordspitze von Luzon durch die starken Gezeitenströmungen noch verstärkt wird. Wir entschlossen uns, lieber für ein paar Stunden mit kleinem Segel abzulaufen und zu warten, bis sich der Sturm gelegt hatte. Das Warten zahlte sich aus, denn wir hatten beim zweiten Versuch am nächsten Tag beste Bedingungen.

Am 1. März hatten wir nun endgültig den Pazifik hinter uns gelassen, in welchem wir 13 Monate und 12500 Seemeilen gesegelt sind. Das Südchinesische Meer begrüßte uns gleich wieder mit einem 40-45 Knoten starken Nordost-Monsun. Auch die tropischen 30-35°C lagen nun weit hinter uns. Tom und ich mussten tief in den Schränken nach unseren dicken Pullovern und langen Hosen suchen, denn hier erwarteten uns nur noch 17-20°C. Das mag euch ja sehr warm erscheinen, aber für uns, die wir über 12 Monate in den warmen bis heißen Tropen gelebt haben, war es ein ziemlicher Temperaturschock. Da unsere estimated time of arrival in Hong Kong gegen 22 Uhr LT war, wollten wir nicht noch eine weitere Nacht vor der extrem befahrenen Küste verweilen. Wir wagten die Anfahrt aber nur, da wir unseren neuen AIS Transceiver hatten (mit dem wir die Berufsschiffe auf dem PC Bildschirm sehen können, wie sie uns). Hier geht es auf dem Wasser zu, wie im dichtesten Feierabendverkehr auf den Straßen an Land.

AIS Radar, max. gezählte Schiffe im Umkreis von 20 Seemeilen: 158!

Leider haben die unzähligen Fischer nichts weiter als ein kleines weißes Licht an. Dazu kam die sehr schlechte Sicht. Man kann oft nur ca. 2 Seemeilen weit sehen. Unter diesen Voraussetzungen war einer immer unter Deck und kontrollierte das Radar, Kurs und Abstände zu den Schiffen und der andere war an Deck und überwachte alles mit " bloßem Auge " um uns herum. Tom und ich dachten schon mehrmals, wo bleiben bloß die Lichter der riesigen Stadt...... Und dann war sie da! Die atemberaubende und wohl einmalige Skyline von Hong Kong Island. Wolkenkratzer an Wolkenkratzer. Ein absolut faszinierendes Lichtermeer aus allen möglichen Farben und Zeichnungen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Nach der langen Zeit auf den kleinen Hochseeinseln des Pazifiks fühlten wir uns wie in einer Science Fiction World. Wir fuhren voller Begeisterung am Ufer entlang auf dem Weg zum Royal Hong Kong Yacht Club, der in der Causeway Bay mitten im Zentrum liegt.

Nachtskyline von Hong Kong

Um 5 Uhr Morgens fielen Tom und ich nach nur 11 Segeltagen recht erschöpft in die Kojen. Es war eine der schnellsten aber auch anstrengensten Segelstrecken, die wir bis jetzt hatten. Aber es hat sich gelohnt!

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Teil 1 - Breakpoint erkundet Papua Neu Guinea

29. März 2008

Von den Solomon Islands wenden wir unseren Bug nach Norden. Ziel sind die zahlreichen Inseln im Bismarck Archipel, die zum Staats Gebiet Papua-Neuguineas gehören. Von Gizo aus vermeiden wir zunächst mit einem offshore Schlag die große Insel Bougainville. Zu viele Berichte über Waffenschmuggel und unklare lokale Sicherheitsbedingungen lassen uns diese Provinz Papua-Neuguineas vermeiden. Als erster Anlaufhafen (Port of entry) kam also nur Rabaul in Frage. Wir waren voll angespannter Erwartung, liegt die Stadt doch in der Mitte zwischen aktiven Vulkanen. Wieder einmal mussten wir die Ansteuerung in der Nacht durchführen. Was sich uns bot war in der Tat atemberaubend. Schon viele Meilen vor der Küste war alles in dichten Dunst gehüllt. Ein Kap mit starken Strömungen ist zu passieren. Die vulkanischen Gase stechen in unseren von klarer Meeresluft verwöhnten Nasen und lassen unsere Augen tränen.

Endlich sehen wir die Lichter einer Stadt, aber unser Kurs führt nicht dorthin. Wir steuern weiter in die Dunkelheit. Die Lichter gehören zur neuen Stadt Kokopo, die errichtet wurde nachdem Rabaul bei einem Vulkanausbruch stark zerstört wurde. Vor Kokopo gibt es jedoch keine Anlegemöglichkeit für uns. Wir müssen in den alten Hafen von Rabaul. Einige dubios aussehende Frachtschiffe liegen bereits dort. Wir erkennen mehrere, zum Teil versunkene Wracks, auf denen offensichtlich Leute leben, denn wir sehen die Lichter von Taschenlampen durch die Dunkelheit geistern.

Der Feuerschein des Vulkankraters mischt sich mit dem Licht von Feuern, die die Bewohner am Ufer entzündet haben. Die ganze Atmosphäre scheint uns das ideale Set für einen Endzeitfilm wie Mad Max. Ankern wird durch relativ tiefes Wasser und die Tatsache erschwert, das die Vulkanasche sich auf dem Grund zu einer festen Kruste verbacken hat, in die sich der Anker nur schwer eingraben kann. Wir verschließen Breakpoint sehr sorgfältig und schlafen unruhig bis zum Morgengrauen. Am Morgen sieht die Stadt nicht viel freundlicher aus. Wir erledigen die Einklarierungsformalitäten und besorgen uns Landeswährung. Alles verläuft reibungslos. Trotzdem beschließen wir noch vor Sonnenuntergang diesen Ort mit Ziel Kavieng zu verlassen.

Kavieng liegt an der Nordspitze der Insel New Ireland im Bismarck Archipel und bietet für uns einen idealen Absprungspunkt nach Norden. Unser vorläufiges Ziel ist die faszinierende Metropole Hong Kong. Bis dort sind jedoch noch etliche Meilen zurück zu legen und wie gewöhnlich sind für diesen Abschnitt zuvor wieder viele Wartungs- und Reparaturarbeiten am Schiff zu erledigen. Hierfür finden wir im Lissenung Island Dive Resort (http://www.lissenung.com/German/index.htm), bei Dietmar und Antje, eine ideale Basis. Glück braucht man als Langfahrtsegler. Diesmal stimmt das timing. Wir benötigen mal wieder eine Liste von "High-Tech" Ersatzteilen und Dietmar ist gerade auf dem Sprung zur 'boot' nach Düsseldorf. An dieser Stelle nochmals vielen Dank lieber Dietmar für Deine Kurierdienste. Ohne Deine Hilfe hätten wir die weitere Reise mit unserem Bordrechner-Backup und ohne neuen AIS Transponder antreten müssen. Die einmonatige Wartezeit war niemals langweilig. Das Revier bietet hervorragende Möglichkeiten zum Tauchen und Schnorcheln. Tom war jedoch in dieser Hinsicht durch entzündete Wunden und Malaria etwas behindert. Man kann halt nicht alles haben. Einmal mehr drängte die Zeit für die besten Segelbedingungen.

Wie so oft wären wir gerne noch länger geblieben, so aber mussten wir Ende Januar wieder Segel setzen in Richtung Palau welches zu der Föderation Mikronesischer Staaten gehört. Dieser Streckenabschnitt führte uns auch zum bisher zweiten Mal auf unserer Reise über den Äquator.

Breakpoint ist ein Segelschiff und damit den Wetterbedingungen und Naturkräften stärker unterworfen als wir es uns oft wünschen. So auch dieses Mal. Beherrschendes Wetter-Phänomen in dieser Reisezeit ist der NO-Monsun. Deshalb versuchten wir so hoch wie nur möglich an den Wind zu gehen um Meilen nach Norden gut zu machen. Dies gelang uns besser als wir erwartet hatten. Da wir keine Höhe verschenken wollten änderten wir unser Reiseziel dementsprechend von Palau nach Yap. Wir haben es nicht bereut. Yap ist weit weniger touristisch erschlossen als Palau.

Nach nur wenigen Tagen wussten die meisten Bewohner wer wir waren, ankerte Breakpoint doch als eine von nur wenigen Langfahrtyachten in der Ankerbucht der Hochseeinsel. Auf Tourismus ist man hier nicht eingestellt. Bargeld muss man jedenfalls mitbringen. Es gibt weder Geldautomaten noch akzeptieren die zwei Banken der Insel Kreditkarten. Aber kein Problem. Die Offiziellen sind freundlich und verständnisvoll. Da wir gerade von Geld sprechen. Yap ist die Insel des Steingeldes. Ein Bankraub ist jedoch bei allen der 'Stone money banks' der einzelnen Dörfer auf Yap schwierig, es sei denn man rückt mit dem Laster an. Wie schon auf Rapa Nui stehen wir staunend vor der Leistung der frühen Bewohner und Seefahrer, die diese gewaltigen Steinscheiben in ihren auf uns zerbrechlich wirkenden Kanus von Palau hier nach Yap transportierten.

Das Steingeld wird übrigens innerhalb der Familien vererbt und ist bis zum heutigen Tage zum Beispiel zum Kauf einer Braut notwendig. Yap ist genau wie Palau ein Paradies für Taucher. Besondere Attraktion hier sind die riesigen Mantarochen.

Hier befindet sich der über 8000 m tiefe Yap-Graben, der die Verlängerung des berühmten Mariannengrabens darstellt und mit seinem Challenger-Deep von 10.920 m die tiefste Stelle unserer aktuellen Seekarten verzeichnet. Man muss sich diese Gegend als ein gewaltiges, dem Himalaya ähnliches Unterwassergebirge vorstellen, bei dem die höchsten Gipfel als Inseln über die Wasseroberfläche reichen. Dies hat auch Auswirkungen auf die Oberfläche. So wird z.B. das Plankton aus tieferen Wasserschichten durch die Strömungen an den steilen Hängen nach oben gespült. Es entsteht ein sogenanntes Auftriebsgebiet wie es zum Beispiel auch an der südamerikanischen Westküste vorkommt. Ideale Lebensbedingungen für Planktonfresser wie die Mantas. Winzig klein jedoch nicht weniger faszinierend sind die Mandarinfische, welche hier vorkommen. Tatjana und ich haben das Tauchen hier jedenfalls sehr genossen. Unterwasseraufnahmen können wir an dieser Stelle aus technischen Gründen leider nicht online stellen. Wie immer wurden wir auch auf Yap von den Einheimischen sehr freundlich empfangen. Besonders Peter Marks, der uns viele Sehenswürdigkeiten seiner Insel zeigte sind wir zu Dank verpflichtet. So ermöglichte er es uns zum Beispiel in seinem Dorf eine Tanzübung in der Vorbereitung des Yap-Day mitzuerleben.

Peter Marks

Auch versorgte er uns überreichlich mit Früchten für die lange Reise nach Hong Kong. Lieber Peter, Dir und Deiner Familie nochmals vielen Dank für Alles und alles Gute für die Zukunft.

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