Imperialfisch

Logbuch-Archiv
SY-Breakpoint - Juli 2007

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Bericht vom 17. Juli - Unsere Zeit in Französisch Polynesien geht zu Ende

Bericht vom 16. Juli - Ein Tag auf einer Perlenfarm

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Unsere Zeit in Französisch Polynesien geht zu Ende

17. Juli 2007

Am 31. März 2007 haben wir mit dem Erreichen von Mangareva, auf den Gambiers das Gebiet Französisch Polynesien erreicht, welches insgesamt die selbe räumliche Ausdehnung wie Zentraleuropa hat. Wir durchsegelten den Archipel der Tuamotus mit dem Ziel Gesellschaftsinseln. Von diesen haben wir neben Tahiti als der Hauptinsel noch Moorea, Huahine, Tahaa und Raiatea besucht. Als Highlight zum Abschluss unseres 4 monatigen Aufenthalts haben wir Bora Bora als Ausgangspunkt für unseren nächsten Hochseeschlag auf die Cook Islands gewählt.

Bora Bora

Bora Bora

Beeindruckt haben uns neben den wunderschönen Möglichkeiten zum Surfen und Tauchen besonders die exorbitanten Preise für Versorgungsgüter und Lebensmittel, die trotz der reichlich vorhandenen Früchte größtenteils, besonders aus Neuseeland importiert werden. Die Wirtschaft hier ruht neben dem Export von ca. 6 t Perlen im Wert von 130 Mio.$ US pro Jahr vor allem auf dem Tourismus und den Französischen Subventionen in der Folge der Atom Tests der Grand Nation bis Mitte der 90 er Jahre. Diesem Niveau entsprechend sind natürlich auch die Löhne. Renten, Pensionen und ähnliche Bezüge aus Frankreich werden demzufolge auch großzügig um ca. 50 % aufgestockt. Die autonome Regierung Französisch Polynesiens zieht diese Gelder dann über eine Verbrauchssteuer von etwa 75 % wieder ein.

Besuch bei Nemo
(Bild wurde zur Verfügung gestellt von Michael Herbst, Segelkatamaran Tanoa)

So braucht man sich dann bei Preisen von 12.000 € pro Übernachtung in den Suiten der besten Kategorie der Hotels auf Bora Bora auch keine Sorgen zu machen etwa zu der Gruppe europäischer Pauschaltouristen gezählt zu werden.

Hotel

Das Chartern eines 42 Fuß Katamarans hingegen zählt dagegen mit einem Preis von rund 9000 $ US pro Woche schon zu den Schnäppchen. Wir waren gewarnt und hatten Breakpoint bis oben hin mit allem was für uns das Leben angenehm macht vollgestopft. Nun wird unser Schiff mit jedem Tag leichter und es wird Zeit für uns weiter zu ziehen. Jedoch nicht bevor wir Bora Bora ausgiebig über und unter Wasser genossen haben.

Das Ziel

Inspiriert durch unseren Traveller Freund Gregor habe ich zusammen mit ihm und Fred, einem Amerikaner den niedrigeren der zwei Berge von Bora Bora bestiegen. Der Dritte und höchste Gipfel der Insel ist nur mit Freeclimbing der höchsten Kategorie zu bezwingen.

Borderline

Mir reichten jedoch die 620 m und 660 m der beiden anderen vollkommen. Durch dichten Dschungel und steile Aufstiege kämpften wir uns in 4 Stunden nach oben. Der Ausblick über mehrere 100 KM war dann jedoch eben so atemberaubend wie der Aufstieg.

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Ein Tag auf einer Perlenfarm

16. Juli 2007

Eigentlich wollten wir bei Isabell nur einen Gruß von Freunden vorbei bringen. Da sie aber englisch sprach kamen wir ins Gespräch und sie lud uns dann spontan ein, mit ihr am nächsten Tag auf ihre Perlenfarm zu kommen. Tom konnte nicht, da er noch einige Sachen an Bord zu tun hatte, aber ich nahm die Einladung voller Interesse an. Wo hat man schon die Möglichkeit eine Perlenfarm auf ganz persönliche Weise zu besuchen ohne touristische Veranstalter. Also rasselte am nächsten Morgen um 5 Uhr in noch völliger Dunkelheit der Wecker und Tom brachte mich kurz vor 6 Uhr zu Isabells Haus, wo sie schon mit zwei ihrer Mitarbeiter im Pick Up auf mich warteten. Dann ging es in der Morgendämmerung um die halbe Insel. Wow, welch ein schöner Anblick. Die große türkisfarbene Lagune mit diversen Perlenfarmen im Wasser.

Lagune mit Perlenfarmen

Kaum an der Perlenfarm angekommen ging es gleich los. Wir waren nun insgesamt zu sechst auf der Farm. Isabell erklärte mir sofort ein paar Arbeitsgänge, denn ich wollte unbedingt mitarbeiten und nicht nur zusehen. Als erstes fuhr ich mit zwei Jungs mit dem Boot und Schnorchelsachen raus zu den Leinen, an welchen die Brutkörbe der Austern hängen, um die Austermenge für einen Tag einzuholen. Das sind um die 450-500 Stück. Ein "Spezialist" kann bis zu 350 Austern ernten und ein paar Austern sind von vornherein kaputt. Also ich kann euch sagen, das ist schon eine ganz schön schweißtreibende Sache. In einem Korbnetz sind 8-10 Austern und man nimmt 4 komplette Körbe an, welche man dann an Bord nimmt. Das sind schon so einige Kilo pro Fuhre und das ca. 55 mal. Die Körbe, in denen die Austern platziert werden, dienen zum Schutz vor Raubfischen und andererseits zur guten Durchflutung jeder einzelnen Auster. Diese brauchen absolut klares und sauberes Wasser, sonst nimmt die Perlenqualität gravierend ab. Sie würden an Größe, Farbe und Glanz verlieren. Deshalb kommen auch nur sehr wenige Plätze für die Farmen in Frage. Auf den Gambier Inseln und in den Tuamotus sind die "schwarzen Zuchtperlenfarmen" fast die einzigen Plätze.

Säuberung der Austern

Brut-Drahtnetz

Danach werden Austern mit einem Hochdruckreiniger gereinigt um sauber aus den Körben genommen zu werden. Alles weitere wird von angelernten Personal übernommen. Jede Auster vorsichtig mit einem Gummi-Keil leicht geöffnet, damit "der Spezialist" später mit chirurgischer Präzision die Perlen entfernen und den neuen Nukleus einsetzten kann.

Spezialist am Arbeitsplatz

Diese "Spezialisten" werden speziell ausgebildet und oft sogar noch aus Japan eingeflogen. Denn hier sind zwei Dinge gefordert: sichere präzise und auch schnelle Arbeit. Erstens können die Austern nur wenige Stunden außerhalb des Wassers bleiben und zum anderen werden diese "Spezialisten" nach einem recht teurem Stundenlohn bezahlt. Die Erntezeit ist nur in den Monaten März und April möglich. Isabell hat zur Zeit 150.000 Austern erntereif. Das heißt weniger Arbeitsstunden bedeuten mehr Geld für sie. Die "Spezialisten" öffnen die Auster nun soweit, dass sie gerade mit chirurgischen Instrumenten in das Innere der Auster greifen können, setzten einen kleinen Schnitt in das Bindegewebe, holen die Perle heraus und setzten direkt einen neuen Nukleus ein. Dieser ist eine ebenfalls aus Perlmut bestehende Perle die etwa nach zwei Jahren erneut geerntet werden kann. Warum aber wird dieser überhaupt mit dem ihrigen Perlmut überzogen? Weil sie den Nukleus als Fremdkörper empfindet und da sie ihn nicht los wird umschließt sie ihn letztendlich mit dem eigenen Perlmut, so das sie die Perle als ihre eigene ansieht. Bis zu drei mal kann man eine Auster mit einem neuen Nukleus bestücken, danach schafft sie keine gute Perlenqualität mehr.

Chirurgische Präzision

Nach der letzten Ernte öffnet man sie dann ganz und kann alles von der Muschel verwerten. Das Muschelfleisch geht in die Gastronomie und die Schalen kann man zu diversen anderen Dingen verwerten: Schmuck, Pistolengriffe, Akkordeontasten, Knöpfen, Handtaschen, Gürtel, Haarspangen.... sogar in der Kosmetikbranche hat sie Einzug erhalten.

Französisch Polynesien produziert zur Zeit pro Jahr ca. 6 Tonnen Perlen im Wert von über 130 Millionen Dollar! Den Rest des Jahres werden die Austern bis zur nächsten Erntesaison immer wieder mit den Drahtgeflecht aus dem Wasser genommen, kontrolliert und gereinigt. Übrigens sagen die Polynesier, dass Eva als sie aus dem Paradies vertrieben wurde, weiße Tränen (Perlen) weinte und Adam schwarze. Deshalb gibt es auch weniger schwarze Perlen, da Adam seinen Tränen nicht so den Lauf gab wie Eva.

Hier noch ein paar Tipps, die ich durch die vielen Gespräche mit den netten Menschen auf der Perlenfarm gelernt habe:
- Perlen nie lange auf bloßer Haut tragen, da das Perlmut dann an Glanz und Farbe verliert
- Beim Kauf einer schwarzen Perle ans Tageslicht gehen um die Farben zu sehen oder man kann die Perle auch in ein gewölbtes weißes Blatt Papier legen. Es ist erstaunlich, wie man dann alle Farben der Perle erkennt.
- Die schwarzen Perlen möglichst nicht auf der Farbe Rot tragen, diese erstickt die Farben der Perle
- Am besten wirkt die Farbenvielfalt auf leicht gebräunter Haut, was erklärt, warum meist die Tahitianerin für die Werbefotos genommen werden ;-)

Perlenvielfalt

Es gibt nicht nur die runden Perlen, sondern noch diverse individuelle Formen und Farben. Hier in Bora Bora kostet eine recht perfekte Perle über 300 € (wobei es nie "perfekte" Perlen gibt, denn es ist ein Naturprodukt). Ich für meinen Geschmack finde die "nicht runden" auch viel schöner, sie zeigen doch gleich das Individuelle aus, oder?

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