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SY-Breakpoint - Dezember 2007

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Bericht vom 21. Dezember - Streckenabschnitt Vanuatu - Solomon Islands

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Streckenabschnitt Vanuatu - Solomon Islands

21. Dezember 2007

Nach längerer Pause nun wieder ein Bericht über unsere Reise von Fiji über Vanuatu und weiter auf die Solomon Islands. Auf dem Schlag von Fiji nach Espirito Santo entwickelte sich das bisher schwierigste technische Problem unserer bisherigen Reise. Wie meistens war es eine Ansammlung von einzelnen kleineren Problemen, die aber auf See beinahe zur Katastrophe kumulierten.
Ca. 300 nm vor dem Landfall in Vanuatu stellten wir Seewasser in unserer Bilge fest. Als Ursache machten wir den Abgaswassersammler aus. Der Kunststoff hatte sich unter dem Einfluss von Schwefelsäure, Hitze und Vibration verformt. Das Anschlussrohr war eingerissen, geringe Mengen Abgase und das Seekühlwasser traten so aus.
Da wir mit günstigem Wind segeln konnten hatten wir Zeit und Gelegenheit dieses Problem anzugehen. Mit Hilfe einer an Bord mitgeführten Epoxidmasse dichteten wir das System wieder vollständig ab. Um ein optimales Ergebnis zu gewährleisten ließen wir die Reparatur für mehr als 12 Stunden trocknen. Damit schien das Problem gelöst und wir setzten die Ansteuerung auf Vanuatu fort.
Als wir zum Laden der Batterien und zur Überprüfung den Motor wieder starteten, war der Auspuff dicht aber weiterhin Seewasser in unserer Bilge. Die Seewasserpumpe war undicht und zunächst fingen wir das Wasser mit Hilfe eines untergestellten Eimers auf. Den nötigen Austausch der Simmerringe wollten wir nach unserer Ankunft in Espirito Santo vornehmen.
Wir hatten uns dem Pass zwischen Maeva und Pentcoast bereits auf ca. 40 Meilen genähert als der Wassereinbruch an der Seewasserpumpe sich weiter verstärkte. Wir sahen jedoch noch kein ernstes Problem, da wir mit unseren Pumpen den Wassereinbruch beherrschen konnten.
Hier haben wir einen Fehler gemacht. Mit der nicht voll einsatzbereiten Maschine hätten wir die Ansteuerung nicht weiter fortsetzen sollen. Als wir unmittelbar unter der Küste waren, natürlich in der Nacht, schlief der Wind fast völlig ein und wir starteten die Maschine um die Passage zwischen den beiden Inseln unter Motor zu passieren. Der Simmerring der Seewasserpumpe verabschiedete sich nun endgültig und bei laufender Maschine verteilte die Pumpe Seewasserspray im gesamten Motorenraum. Wir stoppten den Motor und ich schloss das Seeventil.
Tatjana versuchte das Schiff von der Küste der beiden Inseln frei zu halten während ich die Pumpe provisorisch abdichtete. Noch bestand keine unmittelbare Gefahr und um den Motor wieder zu starten wollte ich das Marelon-Seeventil wieder öffnen. Es ließ sich aber nicht mehr bewegen. Die Verbindung zwischen Hebel und Ventilkugel war gebrochen. Bis zur Strandung an der Südküste von Maevo blieben uns noch ca. 10 Minuten. Die Wassertiefe beträgt an dieser Stelle bis zu den Felsen ca. 280 m. Ankern war also keine Option.
Von einem weiteren Seeventil an unserem Seewasserbrunnen konstruierte ich eine Notversorgung der Seewasserpumpe. Der Abgang lag jedoch unterhalb des Niveaus der Pumpe und erst beim 3. Versuch unmittelbar vor den Felsen der Küste saugte die Pumpe wieder an und wir konnten den Motor mit 1/3 Leistung laufen lassen. Wir hatten noch ca. 40 nm zu bewältigen. Das Ankern in einer Bucht ohne vorherige Einklarierung wollten wir vermeiden. Mit Sonnenaufgang kam auch der Wind zurück und wir erreichten entnervt aber sicher Luganville.


So, nun bin ich (Tatjana) mal wieder dran euch zu erzählen, was wir so alles auf der Reise durch die Solomon Islands erlebt haben. Wir sind heute in Gizo angekommen, von wo aus wir die nächsten Tage den Absprung nach Papua-Neuguinea machen wollen. Ich sitze auf der Terrasse des hiesigen Yachtclubs und schaue in die Bucht. Es ist bewölkt, was sehr angenehm ist, denn endlich ist es mal kühler. Eine Unmenge von kleineren Booten mit Außenborder fahren hier auf und ab. Der Ort hat einige Läden, zwei Banken und einen Markt. Es ist ein großer Unterschied zu dem, was wir im Süden gesehen haben. Hier sind alle Häuser aus Holz, haben Wellblechdächer und Glasfenster. Gizo gehört zur "Western Provinz", welche zu den "Wohlhabenderen" gehört. Aber ich fange lieber von vorne an. Also....

Wir sind Anfang November zusammen mit dem australischen Katamaran "Another Angel" (mit Jan und Brian) von Luganville gestartet. Die meiste Strecke mussten wir leider motoren, da es um diese Jahreszeit zu wenig Wind gab. Den ersten Stop haben wir auf den Santa Cruz Island (gehört zur südlichsten Inselgruppe der Solomon Islands) gemacht, wo wir einklarierten.

Dann ging es über Santa Anna nach San Cristobal, wo wir uns eine nette Bucht suchten, in der man weit weg vom Ufer ankern konnte. Warum? Ganz einfach, hier gibt es schon viele Mangroven und jede Menge kleine Dörfer, dass heißt: viele Moskitos, was Malaria und Dengue-Fieber bedeuten kann. Tom und ich sind immer sehr vorsichtig und die Moskitos kommen meist nicht so weit vom Ufer bis zum Schiff. Der Süden der Solomon Islands unterscheidet sich sehr vom Norden. Alles ist viel ursprünglicher. Die Dörfer bestehen meist nur aus ein paar Häusern eines Familienclans. Alle sind da: von den Großeltern bis zu den Kindern. Sie leben stehts zusammen und unterstützen sich gegenseitig.

Dorf an der Küste

Die Häuser bestehen aus einer für mich total faszinierenden Bauweise. Sie werden nur aus Naturstoffen hergestellt. Dabei wird kein einziger Nagel verwendet, denn das ist zu teuer und auch nicht notwendig. Die Palmenhäuser stehen auf hölzernen Stelzen, die Wände und das Dach bestehen aus Palmenblättern, welche eine komplizierte Flechttechnik auszeichnet. Fenster gibt es auf allen Seiten, sie sind aber ohne Glas und auf der Wind abgewandten Seite ist ein großer Eingang. Dadurch ist das Haus von allen Seiten belüftet, was hier unbedingt notwendig ist. Und wer hätte es gedacht, trotz der Palmendächer sind die Häuser absolut regendicht.

Palmenhaus

Flechtdetails

Man findet die Dörfer an allen möglichen Plätzen. Sehen kann man sie kaum, aber wenn der Anker fällt kommen aus allen Richtungen die Einbaum-Kanus mit "Jung und Alt". Alle sind total neugierig, denn hier kommen pro Jahr nur sehr wenige Yachten durch.

Kanus an unserem Heck

Es wird viel geredet, man tauscht diverse Sachen gegen Obst, Gemüse und wird in jedes Dorf eingeladen. Hier gab es keine Läden, bzw. die Menschen haben überhaupt nicht das Geld auch nur die kleinste Kleinigkeit wie Angelhaken, Seife oder Zucker zu kaufen.

Gemüsekauf

Dort wird einem voller Stolz jedes Haus gezeigt. Es ist aber erschreckend anzusehen, wie diese Menschen auf sich allein gestellt sind, denn auch ein Arzt oder Krankenhaus ist meist sehr weit weg oder einfach nicht vorhanden. Das heißt dann wortwörtlich: Überlebe oder Sterbe! Ein paar mal zeigte man uns ein paar Erkrankte als man mitbekam, dass ich Krankenschwester bin. Leider ist es kaum möglich hier draußen in der 3. Welt ohne jegliche Hilfe der 1. Welt zu helfen. Vor allem, wenn man auf dem Boot lebt.

Erkranktes Kind

Ein nicht allzu schönes Gefühl. Aber Spaß bringt es immer, wenn eine Riesenhorde Kinder in Kanus um das Boot herumpaddelt und dann voller Begeisterung das Schiff von außen und innen ansieht und über alles und jedes lacht.

Kinder auf dem Achterdeck

Die Menschen hier sind so freundlich und lachen so viel, trotz ihrer Armut und Situation. Hier hat kaum einer einen Personalausweis, dass Land will die Menschen im Land behalten. Weiter ging es nach Marausound / Guadalcanal, wo wir in einer wunderschönen Lagune ankerten. Hier wurde das weltbekannte "Muschel-Geld" erfunden. Dies sind aus Muscheln hergestellte Ringe in verschiedenen Größen, welche früher das hiesige Geld waren.

Muschelgeld

Für eine zukünftige Braut musste der Bräutigam speziell aus Korallenstein angefertigte Ketten herstellen. Die Braut wurde dann mit all dem wunderschönen Schmuck für die Hochzeit vorbereitet und vom Vater in die neue Familie abgegeben.

Tati als Braut

Heute können es fast nur noch die alten Leute den Schmuck anfertigen, die junge Generation verliert zunehmend das Interesse am herstellen dieses Schmucks. Weiter ging es nach Honiara, der hiesigen Hauptstadt. Es gab dieses Jahr sehr viele politische Unruhen, sodass es noch immer australische Polizei- und Militärkontrollen gibt. Wir fühlten uns aber nicht unwohl, sondern konnten alles in Ruhe ansehen. Besonders der Markt hier ist sehr groß.

Markt 1

Markt 2

Markt 3

Markt 4

Was einem hier extrem auffällt ist, dass viele Menschen hier die "Betelnut" kauen. Eine hiesige Nuss, die sie zusammen mit Korallenasche und speziellen Blättern essen.Dies führt dazu, dass sie alle einen totalen roten Mund haben, roten Speichel (den sie leider überall hin spucken) und superschlechte Zähne.

Des Zahnarzts Freude...

Der nächste Stop war nur kurz auf den Russel-Islands, dann ging es zu der wunderschönen Vulkaninsel "Mboroko". Dies ist ein eingestürzter Vulkankrater auf dem es nichts gab außer Hunderten von Papageien, grüne steile Hänge, blaues Wasser..... wir fühlten uns wie Robinson Crusoe.

Vulkankrater

Vulkankrater

Die letzten Meilen ging es dann über die New Georgias Lagoone nach Gizo.

Markt auf Gizo

Hier liegen zur Zeit zwei weitere Yachten, die ebenfalls nach Palau wollen, aber noch ein wenig bleiben. Seit langer Zeit haben wir keine Yachten mehr gesehen. Mal sehen, wen wir in Papua-Neuguinea treffen. Tom und ich werden Euch berichten.

JETZT WÜNSCHEN WIR EUCH ERST EINMAL ALLEN EIN SCHÖNES WEIHNACHTSFEST UND EINEN GUTEN START INS NEUE JAHR 2008!

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