15. Mai 2008 |
Ein Jahr und 2 Monate hat unsere Überquerung des Pazifischen
Ozeans seit unserem Start von Puerto Montt in Chile gedauert.
Gewaltige Distanzen und teilweise schwierige Segelbedingungen
haben Schiff und Crew gefordert. Die letzten Abschnitte der Route
führten uns abseits der üblichen Routen, dem Coconut
Milk Run, durch kleine Länder der 3. Welt, welche uns mit
klimatisch und versorgungstechnisch schwierigen Bedingungen konfrontierten.
Obwohl Hong Kong einige tausend nautische Meilen abseits der direkten
Route in den Indischen Ozean durch die Torres Straße liegt,
wollten wir es auf keinen Fall versäumen dieser legendären
Metropole einen Besuch abzustatten. Unsere erste Anlaufstelle
in Hong Kong war der Royal Hong Kong Yacht Club. Nach dem Royal
Findhorn Yacht Club, Schottland, unser zweiter Stop in einem von
der britischen Königin besonders geehrten Segelclub. Selbst
vielen Nichtseglern dürfte diese exotische Lokalität
aus James Bond Filmen bekannt sein. Auch dieses Mal wurden wir
nicht enttäuscht. Wir wurden mit unserer Breakpoint mit offenen
Armen aufs herzlichste empfangen. Direkt im Herzen der City lag
unser Liegeplatz mit allem nur vorstellbaren Komfort und kurzen
Wegen zu Behörden und Geschäften. Hong Kong besitzt
wohl das beste, effektivste und billigste Nahverkehrsnetz der
Welt. |
 |
|
 |
Im Vergleich mit den Orten, die wir in den Monaten
zuvor besucht hatten, fühlten wir uns wie in die Zukunft versetzt.
Fast alle technischen Versorgungsgüter für Breakpoint
waren zu im Vergleich mit Europa günstigen Preisen erhältlich.
Wir genossen die preiswerte, exotische, asiatische Küche und
dies alles in einem englischsprachigen, luxuriösen und entspannenden
Umfeld der Clubgemeinschaft. Wie typisch für solche Einrichtungen
dienen sie eigentlich nur in zweiter Linie dem Segelsport. Viele
Mitglieder besitzen gar keine Schiffe. Im Vordergrund stehen
die sozialen Kontakte zwischen den Mitgliedern und Gästen.
Ganze Familien verbringen Ihre Freizeit in den Clubeinrichtungen,
Geschäftskontakte
werden geknüpft und gepflegt. Kein Wunder, denn der Club bietet
nicht nur einen Swimming Pool, ein Restaurant mit Bar, sondern
auch einen Fitness-Bereich, Massagemöglichkeiten, Bowling-Bahn,
Kindergarten und noch mehr an. Es kommen nicht mehr als 5-8 Langfahrt
Yachten im Jahr nach Hong Kong. Dadurch ist man schon eine kleine
Attraktion im Club. Zwei Wochen haben Tom und ich es genossen
mitten in der City zu liegen. Als wir das erste mal im Supermarkt
waren, müssen wir wie die Kinder ausgesehen haben. Wir waren
so begeistert von all den "Leckereien", die es dort gab.
Kochen lohnt sich nicht, denn man geht hier für ca. 3 Euro
einfach essen und will man gehobener essen, bezahlt man um 5-8
Euro. Es gibt jedoch auch Luxusrestaurants, in denen man mehr ausgeben
kann. Trotzdem ist es im Vergleich mit europäischen Preisen
sehr viel preiswerter. Also, wozu noch selber kochen? Echtes
chinesisches Essen hat jedoch nur wenig mit dem zu tun, wie wir
es aus Deutschland kennen. Es ist viel leckerer! Wir sind von Freunden
in richtig gute Restaurants ausgeführt worden, um das "echte
chinesische Essen" kennen
zu lernen. Ich weiß nicht, ob wir jemals wieder so gute asiatische
Küche genießen werden. |
 |
|
 |
Um mal einen Blick auf Hong Kong zu werfen, was
nicht ganz einfach ist bei der hohen Skyline, sind wir zu einen
Sundowner mit der traditionellen Zahnradbahn auf den "Peak" gefahren.
Man kann um die ganze Bergspitze gehen und hat so einen Rundumblick
auf die Stadt. |
 |
|
 |
Es war aber auch an diesem Tag wieder mal so
dunstig, das man nicht sehr weit sehen konnte. Hong Kong ist
leider meist sehr verhangen, da bei den vorherrschenden nördlichen
Winden, der Industrie-Smog von China herüber weht. Wie gut
das Breakpoint so viel grau hat ;-). |
 |
|
 |
|
 |
Jeden Abend um 20:00 Uhr HK Zeit wird an den
Wolkenkratzern der City eine Lichter- und Laser-Show vorgeführt
und zur selben Zeit auf einem Klassiksender im Radio ein entsprechendes
Stück gespielt. Diese Show haben wir uns vom Peak aus angesehen
und mit unserem MP3 Stick sogar die Musik genossen. Dieses Schauspiel
konnten wir jeden Abend vom Club (Causeway Bay) aus genießen.
Hong Kong ist um den Stadtteil "Central" ganz modern.
Hier laufen alle im Anzug oder schicken Kleidern umher. Es ist
das Business-Zentrum der Metropole. Alle Häuser sind aus
Glas, Metall und erscheinen im Hochglanz. Überhaupt ist
Hong Kong sehr sauber. Kein Müll der herum liegt, keine
Kaugummis auf den Wegen, keine Graffities, keine Zigarettenstummel.
Es gibt sogar vorgegebene Bereiche für Raucher. |
 |
|
 |
|
 |
Aber diese Stadt hat ebenfalls noch sehr viele
alte Ecken. Tom und ich liebten es dort herum zu stöbern. Wir
haben meist in diesen Straßen und Läden die Sachen gefunden,
die wir brauchten und wenn nicht, dann hat man sie uns angefertigt. |
 |
|
 |
|
 |
|
 |
Die Geschäfte haben fast rund um die Uhr
auf und das 7 Tage in der Woche. Somit haben alle mal Zeit in Ruhe
zu bummeln, was dazu führt, dass es nicht hektisch wird. Ich
hatte manchmal das Gefühl, das Tom und ich die einzigen waren,
die einen "zügigen" Schritt hatten ;-). Um einen
ganz anderen Eindruck vom Leben außerhalb von Hong Kong zu
bekommen, sind wir einen Tag in den Fischerort "Tai O" gefahren.
Zusammen mit unserem Freund Burkhard ging es auf die Fähre
zur Nachbarinsel. Hier leben die Leute in auf Holzpfeilern stehenden
Wellblech-Häusern in einem Fluss. Ich weiß nicht wie
man es dort im Sommer aushalten kann. In den Häusern muss es
wie im Backofen sein und dann die Feuchtigkeit vom Fluss. Das muss
ein Paradies für jeden Moskito sein. |
 |
|
 |
Nach zwei Wochen mitten in der City wollten wir
wieder etwas mehr Ruhe und Grün um uns haben. Somit wechselten
wir in die "Shelter Cove". Dort hat der Club ein weiteres
Clubhaus. Hier ist es um einiges familiärer. In kürzester
Zeit lernten wir sehr viele Mitglieder kennen, wurden hier und
da eingeladen und knüpften viele neue Freundschaften. Nach
der Großstadt genossen wir die Ruhe. Obwohl man dort recht
weit außerhalb lag, ist man mit dem tollem Nahverkehrsnetz
in 40 Minuten wieder im Zentrum. Und das ohne lange Wartezeiten,
denn die Busse und U-Bahnen (MTR) fahren im Minutentakt. Der Ort
Sai Kung liegt dicht am Club und hier gibt es auch alles was das
Herz begehrt. Hier kann man in den berühmten Seafood Restaurants
essen gehen. Ich muss gestehen, dass das nicht so mein Fall ist.
Man sucht sich den lebenden Fisch (oder was auch immer) aus und
dann wird er direkt zubereitet - gaaaanz frisch! Aber mögt
ihr das alles was dort so im Angebot ist? |
 |
|
 |
|
 |
|
 |
Nach 5 Wochen war es soweit. Wir hatten unsere
Vorsegel wieder, die wir hier zur Überholung bei LEE Sail abgegeben
hatten. Übrigens erscheint Breakpoint nun in strahlendem Gelb.
Wir wollten endlich los, denn wir waren schon sehr spät dran.
Wir wollten nicht noch mit dem SW-Monsum kämpfen. Aber wie
so oft kam es mal wieder anders als geplant. Wer hätte das
gedacht, der erste Taifun (Neoguri) bildete sich über den
Philippinen und sollte genau über unsere Segelroute ziehen.
Sehr ungewöhnlich, denn die Taifun Saison startet eigentlich
erst ab Juni. Tom und ich entschieden uns noch eine Woche zu bleiben,
bis sich alles wieder beruhigt hatte. Tatsächlich traf der
schon abgeschwächte Taifun auf Hong Kong. Ich hatte vorher
im Mooringfeld viele Eigener und Bootsjungen die Boote sicher an
den Bojen vertäuen sehen. Die Segel wurden zusätzlich
mit Leinen gesichert. Denn niemand weiß so ganz genau, wie
stark es kommt. Also war ich auch ganz fleißig, damit unserer
Breakpoint nichts passieren konnte. |
 |
 |
Breakpoint vor dem Taifun |
|
 |
 |
Hafenbecken nach dem Taifun |
|
 |
Am 22. April 2008 hieß es dann aber endgültig
Abschied nehmen. Mal wieder war es nicht leicht, denn wir haben
hier viele neue Freundschaften gefunden. Auf diesem Wege möchten
wir uns ganz herzlich bei: Roger, Steve, Kylie und Andy, Alice und
Burkhard, Joy und Peter, Henry und Torga, Ulrika und Arthur, Claudia
und Ross, Ariz und seiner Familie ...um nur einige zu nennen, bedanken. |
 |
|