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SY-Breakpoint - November 2008

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Bericht vom 3. November - Bericht unserer Überquerung des Indischen Ozeans

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Bericht unserer Überquerung des Indischen Ozeans

3. November 2008

Am Ende steht nur eine kurze Meldung im Positionsreport: "Sichere Ankunft". Alle Langfahrtsegler die wir kennen, wissen was dahinter steht. Dieser Bericht soll interessierten Lesern, die noch nie selbst in einem Segelschiff einen der großen Ozeane überquert haben, einen kleinen Einblick in ein solches Unternehmen geben.

Schon Wochen vor dem endgültigen Start beginnen die Vorbereitungen. Alle technischen Systeme des Schiffes werden gewartet und zahlreiche Tests und Kontrollen durchgeführt. Das Wetter wird genau beobachtet. Taktik, Routen, Notverfahren, alternative Stop-Over, wenn vorhanden, werden durchdacht. Die zahlreichen Versorgungsgüter werden beschafft und verstaut.

Da unsere Überquerung des Indischen Ozeans außerhalb der idealen Saison durchgeführt werden musste lag ein Schwerpunkt unser Vorbereitung in der Beschaffung möglichst genauer Wetterdaten. Für den direkten Empfang von Satellitenbildern der erdnah umlaufenden NOAA-Satelliten wollten wir auf dieser Reise die kostenfreie Software WXtoIMG einsetzen. Für optimale Ergebnisse ist eine spezielle Quadrohelikale Antenne nötig. Diese kann man sich selber bauen und hat dann gegenüber einer kommerziellen Lösung, wie z.B. Skyeye, eine kostengünstige Möglichkeit diese interessanten Daten zu nutzen. Wo ich mich schon mit Satellitenkommunikation beschäftigte, haben wir Breakpoint auch noch mit einem Iridium-Satphone ausgerüstet. Dieses sollte eine Redundanz zu unser Pactor/HF-Verbindung bieten. Die Hardware konnten wir in Malaysia günstig kaufen.

Unsere Überquerung des Indischen Ozeans besteht planmäßig aus drei Abschnitten. Erstens der Reise von Langkawi/Malaysia um die Nordspitze Sumatras in den Indischen Ozean. Dann weiter mit Südkurs bis zum Äquator und von dort Richtung SW nach Chagos (British Indian Ocean Territory). Der zweite Abschnitt führt von Chagos auf die Seychellen und der dritte und letzte von den Seychellen nach Zanzibar/Tansania. Den ersten Abschnitt konnten wir aufgrund günstiger Winde in 22 Tagen bewältigen. Leider gab es aber einige technische Ausfälle zu verzeichnen. Der elektronische Regler unseres Windgenerators, das Satphone und die Luke unseres Seitenfensters haben es nicht bis Chagos geschafft. Das Satphone konnten wir mit Bordmitteln nicht reparieren. Der Empfang von Wetterdaten und E-Mail-Kommunikation waren jedoch durch unsere Kurzwellenverbindung sicher gestellt. Die Luke konnten wir mit an Bord für solche Fälle vorhandenem Plexiglas reparieren.

Der Windgenerator stellt ein Beispiel dafür da, wie wichtig auf solch einer Reise vorausschauende Planung ist. Aufgrund der Distanz von insgesamt 3500nm ohne Versorgung war unser Brennstoffvorrat ein wichtiger Aspekt. Da wir mit der Hauptmaschine auch unsere Batterien laden, hat der Ausfall des Windgenerators eine unangenehme Lücke in unsere Energiebilanz gerissen. 5 Jahre haben wir uns über den sperrigen 2. Ersatzwindgenerator in unserer Last geärgert. Nun der Ausfall zu einem Zeitpunkt, wie er ungünstiger nicht sein konnte. Nie wieder werden wir ein böses Wort über den sperrigen Karton an Bord verlieren. Wir konnten den defekten Generator einfach gegen den Neuen tauschen und haben nach über 2/3 der Distanz bis zu den Seychellen, Chagos mit noch 45% unseres Brennstoffvorrats erreicht. Leider sollten wir diesen im weiteren Verlauf der Reise noch dringend benötigen.

In Chagos deprimierte uns das Wrack einer französischen Langfahrtyacht welches wohl erst einige Wochen dort liegt. Zeigt es uns doch, das auch unsere Reise jeden Tag auf solch fatale Weise zu Ende gehen könnte. Ein weiterer Ansporn für uns auch in Zukunft unser Schiff mit der größtmöglichen Vorsicht zu führen. Schon der nächste Abschnitt unserer Fahrt führte uns wieder an solche Grenzbereiche. Etwa 200 nm hatten wir von Chagos bereits zurückgelegt, als sich eine tropische Depression mit 998 hPa bildete und uns für 36 h mit Westwind von 40-45 kn konfrontierte. Um mit Maschine zumindest unsere Position zu halten fehlte uns der Diesel. Der Äquatoriale Gegenstrom von ca. 2 kn, nach E setzend verschärfte die Situation. Wir liefen unter Sturmsegel nach S ab, näherten uns jedoch schon wieder bedenklich den Untiefen des Chagos Archipel. Hier auf dem offenen, südlichen Indischen Ozean bilden sich schnell Wellen, die in unserem Fall 6 bis 7 m erreichten. Wir hatten Angst aber unsere Breakpoint hat uns ein weiteres Mal ihre Hochseetüchtigkeit bewiesen.

Wrack der SY Isis vor der Insel Takamaka, Salomon Atoll, Chagos

Von Langfahrtseglern aufgebauter "Club" an einem der entlegensten Plätze dieser Welt

Palmendieb auf Chagos

Das verlassene Camp der Schiffbrüchigen

Nun mussten wir mehr als sonst bei uns üblich an Brennstoff sparen. Als Folge haben wir folgende Flauten treibend abgewartet. Insgesamt benötigten wir 16 Tage bis zu den Seychellen, die wir mit 150 l verbleibenden Brennstoff erreichten. Erschöpft und um einige Erfahrungen reicher konnten wir dann melden: "Sichere Ankunft".

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