Am Ende steht nur eine kurze Meldung im Positionsreport: "Sichere
Ankunft". Alle Langfahrtsegler die wir kennen, wissen was
dahinter steht. Dieser Bericht soll interessierten Lesern, die
noch nie selbst in einem Segelschiff einen der großen Ozeane
überquert haben, einen kleinen Einblick in ein solches Unternehmen
geben. |
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Schon Wochen vor dem endgültigen Start beginnen
die Vorbereitungen. Alle technischen Systeme des Schiffes werden gewartet
und zahlreiche Tests und Kontrollen durchgeführt. Das Wetter wird
genau beobachtet. Taktik, Routen, Notverfahren, alternative Stop-Over,
wenn vorhanden, werden durchdacht. Die zahlreichen Versorgungsgüter
werden beschafft und verstaut. |
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Da unsere Überquerung des Indischen Ozeans
außerhalb der idealen Saison durchgeführt werden musste
lag ein Schwerpunkt unser Vorbereitung in der Beschaffung möglichst
genauer Wetterdaten. Für den direkten Empfang von Satellitenbildern
der erdnah umlaufenden NOAA-Satelliten wollten wir auf dieser Reise
die kostenfreie Software WXtoIMG einsetzen. Für optimale Ergebnisse
ist eine spezielle Quadrohelikale Antenne nötig. Diese kann
man sich selber bauen und hat dann gegenüber einer kommerziellen
Lösung, wie z.B. Skyeye, eine kostengünstige Möglichkeit
diese interessanten Daten zu nutzen. Wo ich mich schon mit Satellitenkommunikation
beschäftigte, haben wir Breakpoint auch noch mit einem Iridium-Satphone
ausgerüstet. Dieses sollte eine Redundanz zu unser Pactor/HF-Verbindung
bieten. Die Hardware konnten wir in Malaysia günstig kaufen. |
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Unsere Überquerung
des Indischen Ozeans besteht planmäßig aus drei Abschnitten.
Erstens der Reise von Langkawi/Malaysia um die Nordspitze Sumatras
in den Indischen Ozean. Dann weiter mit Südkurs bis zum Äquator
und von dort Richtung SW nach Chagos (British Indian Ocean Territory).
Der zweite Abschnitt führt von Chagos auf die Seychellen und der
dritte und letzte von den Seychellen nach Zanzibar/Tansania. Den ersten
Abschnitt konnten wir aufgrund günstiger Winde in 22 Tagen bewältigen.
Leider gab es aber einige technische Ausfälle zu verzeichnen.
Der elektronische Regler unseres Windgenerators, das Satphone und die
Luke unseres Seitenfensters haben es nicht bis Chagos geschafft. Das
Satphone konnten wir mit Bordmitteln nicht reparieren. Der Empfang
von Wetterdaten und E-Mail-Kommunikation waren jedoch durch unsere
Kurzwellenverbindung sicher gestellt. Die Luke konnten wir mit an Bord
für solche Fälle vorhandenem Plexiglas reparieren. |
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Der Windgenerator stellt ein Beispiel dafür
da, wie wichtig auf solch einer Reise vorausschauende Planung ist.
Aufgrund der Distanz von insgesamt 3500nm ohne Versorgung war unser
Brennstoffvorrat ein wichtiger Aspekt. Da wir mit der Hauptmaschine
auch unsere Batterien laden, hat der Ausfall des Windgenerators eine
unangenehme Lücke in unsere Energiebilanz gerissen. 5 Jahre haben
wir uns über den sperrigen 2. Ersatzwindgenerator in unserer Last
geärgert. Nun der Ausfall zu einem Zeitpunkt, wie er ungünstiger
nicht sein konnte. Nie wieder werden wir ein böses Wort über
den sperrigen Karton an Bord verlieren. Wir konnten den defekten Generator
einfach gegen den Neuen tauschen und haben nach über 2/3 der Distanz
bis zu den Seychellen, Chagos mit noch 45% unseres Brennstoffvorrats
erreicht. Leider sollten wir diesen im weiteren Verlauf der Reise noch
dringend benötigen. |
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In Chagos deprimierte uns das Wrack einer französischen
Langfahrtyacht welches wohl erst einige Wochen dort liegt. Zeigt
es uns doch, das auch unsere Reise jeden Tag auf solch fatale
Weise zu Ende gehen könnte. Ein weiterer Ansporn für
uns auch in Zukunft unser Schiff mit der größtmöglichen
Vorsicht zu führen. Schon der nächste Abschnitt unserer
Fahrt führte uns wieder an solche Grenzbereiche. Etwa 200
nm hatten wir von Chagos bereits zurückgelegt, als sich
eine tropische Depression mit 998 hPa bildete und uns für
36 h mit Westwind von 40-45 kn konfrontierte. Um mit Maschine
zumindest unsere Position zu halten fehlte uns der Diesel. Der Äquatoriale
Gegenstrom von ca. 2 kn, nach E setzend verschärfte die
Situation. Wir liefen unter Sturmsegel nach S ab, näherten
uns jedoch schon wieder bedenklich den Untiefen des Chagos Archipel.
Hier auf dem offenen, südlichen Indischen Ozean bilden sich
schnell Wellen, die in unserem Fall 6 bis 7 m erreichten. Wir
hatten Angst aber unsere Breakpoint hat uns ein weiteres Mal
ihre Hochseetüchtigkeit bewiesen. |
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Wrack der SY Isis vor der Insel Takamaka, Salomon Atoll, Chagos |
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Von Langfahrtseglern aufgebauter "Club" an
einem der entlegensten Plätze
dieser Welt |
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Palmendieb auf Chagos |
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Das verlassene Camp der
Schiffbrüchigen |
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Nun mussten wir mehr als sonst bei uns üblich
an Brennstoff sparen. Als Folge haben wir folgende Flauten treibend
abgewartet. Insgesamt benötigten wir 16 Tage bis zu den
Seychellen, die wir mit 150 l verbleibenden Brennstoff erreichten.
Erschöpft und um einige Erfahrungen reicher konnten wir
dann melden: "Sichere Ankunft". |
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