Imperialfisch

Logbuch-Archiv
SY-Breakpoint - Juni 2006

Imperialfisch

 

Inhalt:

 

Bericht vom 4. Juni - Erkundungsreise auf die Falkland Inseln

Zurück zur Archivauswahl oder zum aktuellen Logbuch

 


Erkundungsreise auf die Falkland Inseln

4. Juni 2006

Seit der Rückkehr von unserer 6-wöchigen Reise durch die Kanäle des südlichen Teils von Feuerland und der Isla Gordon hatten wir uns an unserer Mooring in der Bucht von Ushuaia gemütlich eingerichtet. Kleinere Reparaturen mussten ausgeführt werden. Wir nutzen die günstige Kosten-Situation hier in Argentinien um Proviant und Brennstoff zu übernehmen.

Körper und Geist entspannen wir mit Fitness-Training, Sauna und Schwimmbad. Viele Gespräche mit den anderen Langfahrtseglern, die hier eine enge Gemeinschaft bilden, brachten viele neue Ideen und Überlegungen bezüglich unserer eigenen Routenplanung. Besonders bei Tatjana wurde dabei das Interesse für eine Reise in die Antarktis geweckt. Wie in der Vergangenheit von uns praktiziert und umso mehr bei einem so Respekt einflößenden Revier ist eine professionelle Vorbereitung höchstes Gebot.

Wichtige Versorgungsstationen und Ausweichziele einer Reise zur antarktischen Halbinsel sind neben den South Shetland Islands, South Georgia die Falkland Islands. Die befreundete, neuseeländische Langfahrtyacht TEVAKENUI sowie Bob und Janet, zwei auf den Falklands lebende Yachtis und Amateurfunkfreunde hatten mich zu einem Erkundungsbesuch eingeladen. Keine Erzählungen oder Berichte können den persönlichen Eindruck ersetzen. So hatte ich Gelegenheit für eine Woche die östliche der zwei Hauptinseln des Falkland Archipel zu besuchen. Die argentinischen Gebietsansprüche die 1982 in dem in Deutschland weitestgehend in Vergessenheit geratenen Krieg zwischen dem Vereinigten Königreich und Argentinien gipfelten, führen bis heute zu nationalistischen Animositäten insbesondere von Seiten der Argentinier. So betrachten die Argentinier zum Beispiel den Flug von Ushuaia über Rio Gallegos, der nur von einer chilenischen Fluggesellschaft durchgeführt werden kann, als nationalen Inlandsflug. Die Reisepässe bleiben demonstrativ ungestempelt mit den argentinischen Visas versehen.

Der Weltreisende bemüht sich um eine "politisch korrekte" Ausdrucksweise. Bis zum Einsteigen in die Maschine der LAN heißt es Islas Malvinas. Der chilenische Pilot kündigt dann in perfektem Englisch das Reiseziel als Falkland Islands an. Beim überfliegen der westlichen Insel erklärt der Pilot noch mit der Stimme des Reiseführers die Details der unter uns liegenden Landschaft. Als wir uns über der östlichen Insel befinden flötet die pflichtbewusste Stewardess mir jedoch ins Ohr: "No pictures please Sir. This is a restricted, military area." Abgesehen von einigen Bombenkratern gibt es aber keine wirklichen Geheimnisse zu entdecken. Im Vergleich zu den beeindruckenden Berggipfeln der Anden auf dem Kontinent hier nur flache Hügel, zerklüftete Küstenlinien, Gras, Geröll und Felsen. Kein Gewächs über Knöchelhöhe kann dem ewigen stürmischen Wind, der im Jahresmittel 20 kn beträgt, widerstehen. Vereinzelte frisch geschorene Schafe werden von mir bedauert. Wir haben strahlenden Sonnenschein, trotzdem bin ich froh über zwei dicke Schichten Fleece über der Haut.

Die Falklands - bei Sonne und aus der Höhe friedlich anzusehen

Britisch korrektes einchecken auf dem Militärflughafen mit dem verwunderlichen Namen Mount Pleasent.
"Sorry Sir, would you please fill in your profession."
Immer dasselbe. Die Antwort auf diese Frage fällt mir wegen eines persönlichen Definitionsproblems nie leicht. Neuer Versuch:
"Sailor?"
"Ay Sir, then maybe it is of interest for you that we had a heavy storm last night."
Eine weitere Bestätigung dafür was wir bereits wissen. Dieses Revier ist nicht zu unterschätzen. Janet, die mich vom Flughafen abholt der immerhin 60 Meilen von der einzigen Ansiedlung auf den Falklands die den Namen Stadt verdient entfernt liegt, berichtet mir dann auch gleich das unsere Freunde Marc und Jane mit ihrer Tochter Marissa von Tevakenui in der letzten Nacht eine schwere Havarie hatten. Zwei Klampen am Steg sind gebrochen und bei dem Versuch das Schiff wieder sicher zu vertäuen, kam der Mast von oben und das gesamte Deck wurde schwer beschädigt. Der Alptraum für uns alle, deren Schiff unser Zuhause ist. An dieser Stelle noch mal mein besonderer Dank an Euch alle, dass Ihr mir trotz dieser für Euch so schwierigen und bedrückenden Situation soviel Unterstützung und Gastfreundschaft entgegen gebracht habt.

Marc, Marissa und Jane von Tevakenui - Bob und Janet, meine Gastgeber

Durch die idealen Bedingungen zum Hiken in Südamerika verwöhnt, haben die Falklands nicht viel zu bieten.

Goverment House Stanley

Kirche von Stanley, im Vordergrund Walkieferknochen

Sie gehören im Gegenteil zu den Orten auf der Welt, wo man mit Gänsehaut mit der international geächteten Kriegswaffe der Personenminen konfrontiert wird. Große Bereiche der Insel und viele Strände sind durch scharfe Minen aus dem Krieg von 1982 unzugänglich. Der anfängliche Versuch diese Minen zu räumen musste nach schweren Unfällen eingestellt werden. Die Minen, die fast kein Metall enthalten, sind sehr schwer aufzuspüren. Besonders makaber ist auch die Tatsache, dass diese Minen von den argentinischen Befehlshabern weniger gegen die britischen Truppen als hinter ihren eigenen Linien dazu eingesetzt wurden, die jungen argentinischen Soldaten daran zu hindern sich vor den vorrückenden und überlegenen Briten zurückzuziehen.

Das absolute Highlight meines Aufenthalts auf den Falkland Inseln bestand in der Möglichkeit eine junge Meeresbiologin des Falkland-Islands-Fisheries-Department zusammen mit einigen wissenschaftlichen Kollegen bei ihrer Feldarbeit zu begleiten. Eine Gruppe von 28 Pilotwalen (Globicephala melas) war an der Nordküste gestrandet. Sie wurden offensichtlich Opfer des selben Sturms, der so fatale Folgen für Tevakenui hatte. Diese Feldarbeit besteht aus der Vermessung, Geschlechtsbestimmung, Probennahme von Zähnen zur Altersbestimmung und Entnahme von Fettgewebe für toxikologische Untersuchungen an jedem einzelnen Tier.

Toter Pilotwal

Pilotwal mit Schnitt zur Bestimmung des Geschlechts

Trächtige Pilotwalkuh mit Fötus

Meine alte Leidenschaft für meeresbiologische Themen und mein besonderes Interesse für marine Säugetiere wurden erneut geweckt. Während meines Studiums der Biologie habe ich mich vorwiegend mit Schwertwalen (Orcinus orca) beschäftigt.

Südlicher Glattwal (Eubalaena australis) im Beagle Kanal

Für alle ehemaligen Kommilitonen oder allgemein an der Thematik interessierte Leser empfehle ich dieses Forum im Internet: www.orcasphere.net. Für alle Langfahrtsegler die sich eingehender mit diesem Revier vertraut machen wollen, haben wir auf unserer Linkseite die entsprechende Verknüpfung zur Website von Bob und Janet, die obwohl noch im Aufbau befindlich alle notwendigen Informationen bereithält, eingestellt.

Dieser Tage laufen unsere Visa für Argentinien ab und wir müssen uns auf dem Beagle Kanal nach Puerto Williams in Chile begeben. Im August und September wird Tatjana für 6 Wochen nach DE zurückkehren. Nach ihrer Rückkehr müssen wir eine Entscheidung über die weitere Route treffen. Weitere Berichte sind in Vorbereitung.

 

weiter

oben


Home

 

Tati und Tom

 

Das
Schiff

 

Logbuch

 

Logbuch-
Archiv

 

News

 

Route

 

Tauchen

 

Links

 

Kontakt