Seit der Rückkehr
von unserer 6-wöchigen Reise durch die Kanäle des
südlichen Teils von Feuerland und der Isla Gordon hatten wir uns an
unserer Mooring in der Bucht von Ushuaia gemütlich eingerichtet. Kleinere
Reparaturen mussten ausgeführt werden. Wir nutzen die günstige
Kosten-Situation hier in Argentinien um Proviant und Brennstoff
zu übernehmen. |
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Körper und Geist entspannen wir mit Fitness-Training,
Sauna und Schwimmbad. Viele Gespräche mit den anderen Langfahrtseglern, die
hier eine enge Gemeinschaft bilden, brachten viele neue Ideen und Überlegungen
bezüglich unserer eigenen Routenplanung. Besonders bei Tatjana wurde dabei
das Interesse für eine Reise in die Antarktis geweckt. Wie in der Vergangenheit
von uns praktiziert und umso mehr bei einem so Respekt einflößenden
Revier ist eine professionelle Vorbereitung höchstes Gebot. |
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Wichtige Versorgungsstationen und Ausweichziele
einer Reise zur antarktischen Halbinsel sind neben den South
Shetland Islands, South Georgia die Falkland Islands. Die befreundete,
neuseeländische Langfahrtyacht TEVAKENUI sowie Bob und Janet, zwei
auf den Falklands lebende Yachtis und Amateurfunkfreunde hatten mich
zu einem Erkundungsbesuch eingeladen. Keine Erzählungen oder Berichte
können den persönlichen Eindruck ersetzen. So hatte ich Gelegenheit
für eine Woche die östliche der zwei Hauptinseln des Falkland
Archipel zu besuchen. Die argentinischen Gebietsansprüche die 1982
in dem in Deutschland weitestgehend in Vergessenheit geratenen Krieg
zwischen dem Vereinigten Königreich und Argentinien gipfelten,
führen bis heute zu nationalistischen Animositäten insbesondere
von Seiten der Argentinier. So betrachten die Argentinier zum Beispiel
den Flug von Ushuaia über Rio Gallegos, der nur von einer chilenischen
Fluggesellschaft durchgeführt werden kann, als nationalen Inlandsflug.
Die Reisepässe bleiben demonstrativ ungestempelt mit den argentinischen
Visas versehen. |
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Der Weltreisende bemüht sich um eine "politisch korrekte" Ausdrucksweise.
Bis zum Einsteigen in die Maschine der LAN heißt es Islas Malvinas.
Der chilenische Pilot kündigt dann in perfektem Englisch das Reiseziel
als Falkland Islands an. Beim überfliegen der westlichen Insel erklärt
der Pilot noch mit der Stimme des Reiseführers die Details der unter
uns liegenden Landschaft. Als wir uns über der östlichen Insel befinden
flötet die pflichtbewusste Stewardess mir jedoch ins Ohr: "No pictures
please Sir. This is a restricted, military area." Abgesehen von einigen
Bombenkratern gibt es aber keine wirklichen Geheimnisse zu entdecken. Im Vergleich
zu den beeindruckenden Berggipfeln der Anden auf dem Kontinent hier nur flache
Hügel, zerklüftete Küstenlinien, Gras, Geröll und Felsen.
Kein Gewächs über Knöchelhöhe kann dem ewigen stürmischen
Wind, der im Jahresmittel 20 kn beträgt, widerstehen. Vereinzelte frisch
geschorene Schafe werden von mir bedauert. Wir haben strahlenden Sonnenschein,
trotzdem bin ich froh über zwei dicke Schichten Fleece über der
Haut. |
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Die Falklands - bei Sonne und aus der Höhe friedlich anzusehen |
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Britisch korrektes einchecken auf dem Militärflughafen
mit dem verwunderlichen Namen Mount Pleasent.
"Sorry Sir, would you please fill in your profession."
Immer dasselbe. Die Antwort auf diese Frage fällt mir wegen eines
persönlichen Definitionsproblems nie leicht. Neuer Versuch:
"Sailor?"
"Ay Sir, then maybe it is of interest for you that we had a heavy storm
last night."
Eine weitere Bestätigung dafür was wir bereits wissen. Dieses
Revier ist nicht zu unterschätzen. Janet, die mich vom Flughafen
abholt der immerhin 60 Meilen von der einzigen Ansiedlung auf den
Falklands die den Namen Stadt verdient entfernt liegt, berichtet mir
dann auch gleich das unsere Freunde Marc und Jane mit ihrer Tochter
Marissa von Tevakenui in der letzten Nacht eine schwere Havarie
hatten. Zwei Klampen am Steg sind gebrochen und bei dem Versuch das
Schiff wieder sicher zu vertäuen, kam der Mast von oben und das
gesamte Deck wurde schwer beschädigt. Der Alptraum für uns
alle, deren Schiff unser Zuhause ist. An dieser Stelle noch mal mein
besonderer Dank an Euch alle, dass Ihr mir trotz dieser für Euch
so schwierigen und bedrückenden Situation soviel Unterstützung
und Gastfreundschaft entgegen gebracht habt. |
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Marc, Marissa und Jane von Tevakenui - Bob und Janet, meine Gastgeber |
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Durch die idealen Bedingungen zum Hiken in Südamerika
verwöhnt, haben die Falklands nicht viel zu bieten. |
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Goverment House Stanley |
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Kirche von Stanley, im Vordergrund Walkieferknochen |
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Sie gehören im Gegenteil zu den Orten auf der
Welt, wo man mit Gänsehaut mit der international geächteten
Kriegswaffe der Personenminen konfrontiert wird. Große Bereiche
der Insel und viele Strände sind durch scharfe Minen aus dem Krieg
von 1982 unzugänglich. Der anfängliche Versuch diese Minen zu
räumen musste nach schweren Unfällen eingestellt werden. Die Minen,
die fast kein Metall enthalten, sind sehr schwer aufzuspüren. Besonders
makaber ist auch die Tatsache, dass diese Minen von den argentinischen
Befehlshabern weniger gegen die britischen Truppen als hinter ihren
eigenen Linien dazu eingesetzt wurden, die jungen argentinischen Soldaten
daran zu hindern sich vor den vorrückenden und überlegenen Briten
zurückzuziehen. |
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Das absolute Highlight meines Aufenthalts auf den Falkland Inseln
bestand in der Möglichkeit eine junge Meeresbiologin des
Falkland-Islands-Fisheries-Department zusammen mit einigen wissenschaftlichen
Kollegen bei ihrer Feldarbeit zu begleiten. Eine Gruppe von 28 Pilotwalen
(Globicephala melas) war an der Nordküste gestrandet. Sie wurden offensichtlich
Opfer des selben Sturms, der so fatale Folgen für Tevakenui hatte. Diese
Feldarbeit besteht aus der Vermessung, Geschlechtsbestimmung, Probennahme von
Zähnen zur Altersbestimmung und Entnahme von Fettgewebe für toxikologische
Untersuchungen an jedem einzelnen Tier. |
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Toter Pilotwal |
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Pilotwal mit Schnitt zur Bestimmung des Geschlechts |
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Trächtige Pilotwalkuh mit Fötus |
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Meine alte Leidenschaft für meeresbiologische Themen und
mein besonderes Interesse für marine Säugetiere wurden erneut geweckt.
Während meines Studiums der Biologie habe ich mich vorwiegend mit Schwertwalen
(Orcinus orca) beschäftigt. |
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Südlicher Glattwal (Eubalaena australis) im Beagle Kanal |
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Für alle ehemaligen Kommilitonen oder allgemein an der Thematik
interessierte Leser empfehle ich dieses Forum im Internet: www.orcasphere.net. Für
alle Langfahrtsegler die sich eingehender mit diesem Revier vertraut machen wollen, haben
wir auf unserer Linkseite die entsprechende Verknüpfung zur Website von Bob und Janet,
die obwohl noch im Aufbau befindlich alle notwendigen Informationen bereithält, eingestellt. |
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Dieser Tage laufen unsere Visa für Argentinien ab und
wir müssen uns auf dem Beagle Kanal nach Puerto Williams in Chile begeben. Im
August und September wird Tatjana für 6 Wochen nach DE zurückkehren. Nach
ihrer Rückkehr müssen wir eine Entscheidung über die weitere Route
treffen. Weitere Berichte sind in Vorbereitung. |