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SY-Breakpoint - September 2009

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Bericht vom 4. September - Breakpoint trifft im Nord Atlantik auf Ex-Hurrikan Bill

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Breakpoint trifft im Nord Atlantik auf Ex-Hurrikan Bill

4. September 2009

Der letzte Abschnitt unserer Reise von Cape Town nach Falmouth in Cornwall stellte Breakpoint und seine Crew nochmal vor eine schwierige Aufgabe. Im nördlichen Spätsommer ziehen bereits häufig starke Tiefdruckgebiete über den Nordatlantik. Als wir von Horta starten wollten, zog zusätzlich auch noch der Ex-Hurrikan "Bill" seine Bahn von Neufundland Richtung Osten nach Europa. Wir verschoben unsere geplante Abreise um 48 h.

Die prognostizierte Zugrichtung verlief deutlich nördlich unserer Route. Im östlichen Atlantik gibt es für "gealterte" Hurrikan nur noch relativ ungenaue Prognosen. Wir erwarteten, dass dieser inzwischen zum Tropical Storm abgeschwächte Hurrikan, wesentlich schneller ziehen würde. Wir hatten uns getäuscht. Ein starkes Nordmeertief mit einem Kerndruck von 980 hPa vereinigte sich mit Bill und beeinflußte seine Zugrichtung nach Süden. Etwa 780 nm von Falmouth entfernt trafen uns die Ausläufer dieser Wetterentwicklung. Windstärken bis zu 42 kn und Wellenhöhen bis 5 m machten uns das Leben schwer. Dank der ausführlichen Wetterinformationen durch Klaus, DJ3CD und unserer Amateurfunkfreunde von Intermar traf uns diese Situation nicht unvorbereitet. Breakpoint war für schweres Wetter vorbereitet. Die Windrichtung war im Gegensatz zu anderen Stürmen die wir abwettern mussten, mit westlichen Winden günstig. Wir liefen mit 6 kn unter gereffter Fock auf unserer Kurslinie.

Plötzlich gab es einen Knall als wenn eine Welle direkt an der Bordwand bricht. Leider war die Ursache für dieses Geräusch nicht von derart harmloser Natur. Die Fock fing heftig an zu schlagen und wir mussten feststellen, dass das Stag an seiner oberen Masthalterung gebrochen war. Sofort zwängten wir uns aus dem sicheren Deckssalon durch unser Sturmschott im Niedergang ins Cockpit. Es gelang uns das Segel aus dem Cockpit heraus einzurollen. Das nicht die gesamte Rollanlage verloren ging hatten wir ausschließlich dem 12 mm Fockfall mit 6 mm Drahtvorlauf zu verdanken. Zusätzlich zu unseren 2 Cutter-Stagen und dem Baby-Stag haben wir für die hohen Breiten noch ein drittes Vorstag für eine Sturmfock geriggt. Würde dies reichen um den Mast zu halten? Wird der Sturm noch weiter zunehmen? Wir verbrachten bange Stunden bis der Sturm etwas abgenommen hatte. Die Rollanlage schwang wie wild hin und her. Als die Bedingungen sich weiter verbesserten und wir uns wieder auf das Vordeck trauten, ergriffen wir folgende Massnahmen um den Mast zu stabilisieren. Wir wussten, dass in den nächsten Tagen weiteres schweres Wetter auf uns zukommen würde. Wir umwickelten die defekte Rollanlage mit unserem Spinnaker-Fall sowie dem Toppnant und setzten diese kräftig durch. Dies stabilisierte das Pendeln der Rollanlage und wir hofften, sollte das Fall doch noch brechen, die Anlage damit sichern zu können.

Für solche extremen Situationen haben wir zusätzlich zu unseren zwei Achterstagen noch zwei "fliegende", wegnehmbare Backstagen. Diese wurden schon oft als übertrieben belächelt . Jetzt war ihre Stunde gekommen. Um sie jedoch nach vorn setzen zu können, musste ich in den Mast und die Fallenabweiser, die zwischen unseren Oberwanten und den Maststufen verlaufen, kappen. Eine Abwägung der Risiken. Den Mast nicht auf diese Weise zusätzlich zu stabilisieren hätte unter Umständen fatale Folgen heraufbeschwören können. Manchmal muss man halt etwas riskieren. Außerdem war ich noch nie der Typ, der etwas mehr Adrenalin im Blut gescheut hat. Die Stagen konnten erfolgreich geriggt werden. Danach mussten wir die restlichen 700 nm unter Großsegel im 3. Reff und Motor bewältigen.

Wie so häufig kommt ein Problem selten allein. Durch das heftige rollen in der rauen See ausgelöst setzten sich unsere Dieselfilter viel zu schnell mit Schmutz und Wasser zu. Wir konstruierten eine Umleitung unseres Dieselrücklaufs in unseren Tagestank und konnten so eine störungsfreie Funktion des Motors in der Ansteuerung der Küste sicherstellen.

Nach dem überstehen weiterer Frontensysteme mit Starkwind und starkem Seegang erreichten wir mit stehendem Mast, störungsfrei laufendem Motor, übermüdet und um einige Erfahrungen reicher sicher Falmouth in Süd-England.

Wir möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich und von ganzem Herzen bei den Amateurfunkern auf der 14313 kHz bedanken die uns mit Rat und moralischer Unterstützung durch diese gespannten Stunden geholfen haben. Wir wollen hier nicht alle persönlich aufzählen, aber Ihr wisst wer ihr seid und wir werden Eure Hilfe nicht vergessen. Wir hoffen auf diese Weise eines Tages etwas von unseren Erfahrungen an andere Maritime Mobiles weitergeben zu können.

Weitere 1000 nm liegen noch bis zu unserem Liegeplatz in der Trave vor uns. Wir werden weiter berichten.

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