Der letzte Abschnitt unserer Reise von
Cape Town nach Falmouth in Cornwall stellte Breakpoint und seine Crew
nochmal vor eine schwierige Aufgabe. Im nördlichen Spätsommer
ziehen bereits häufig starke Tiefdruckgebiete über den
Nordatlantik. Als wir von Horta starten wollten, zog zusätzlich
auch noch der Ex-Hurrikan "Bill" seine Bahn von Neufundland
Richtung Osten nach Europa. Wir verschoben unsere geplante Abreise um
48 h. |
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Die prognostizierte Zugrichtung verlief deutlich
nördlich unserer Route. Im östlichen Atlantik gibt es
für "gealterte" Hurrikan nur noch relativ ungenaue
Prognosen. Wir erwarteten, dass dieser inzwischen zum Tropical Storm
abgeschwächte Hurrikan, wesentlich schneller ziehen würde.
Wir hatten uns getäuscht. Ein starkes Nordmeertief mit einem
Kerndruck von 980 hPa vereinigte sich mit Bill und beeinflußte
seine Zugrichtung nach Süden. Etwa 780 nm von Falmouth entfernt
trafen uns die Ausläufer dieser Wetterentwicklung. Windstärken
bis zu 42 kn und Wellenhöhen bis 5 m machten uns das Leben
schwer. Dank der ausführlichen Wetterinformationen durch Klaus,
DJ3CD und unserer Amateurfunkfreunde von Intermar traf uns diese
Situation nicht unvorbereitet. Breakpoint war für schweres
Wetter vorbereitet. Die Windrichtung war im Gegensatz zu anderen
Stürmen die wir abwettern mussten, mit westlichen Winden günstig.
Wir liefen mit 6 kn unter gereffter Fock auf unserer Kurslinie.
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Plötzlich gab es einen Knall als wenn eine
Welle direkt an der Bordwand bricht. Leider war die Ursache für
dieses Geräusch nicht von derart harmloser Natur. Die Fock
fing heftig an zu schlagen und wir mussten feststellen, dass das
Stag an seiner oberen Masthalterung gebrochen war. Sofort zwängten
wir uns aus dem sicheren Deckssalon durch unser Sturmschott im Niedergang
ins Cockpit. Es gelang uns das Segel aus dem Cockpit heraus einzurollen.
Das nicht die gesamte Rollanlage verloren ging hatten wir ausschließlich
dem 12 mm Fockfall mit 6 mm Drahtvorlauf zu verdanken. Zusätzlich
zu unseren 2 Cutter-Stagen und dem Baby-Stag haben wir für
die hohen Breiten noch ein drittes Vorstag für eine Sturmfock
geriggt. Würde dies reichen um den Mast zu halten? Wird der
Sturm noch weiter zunehmen? Wir verbrachten bange Stunden bis der
Sturm etwas abgenommen hatte. Die Rollanlage schwang wie wild hin
und her. Als die Bedingungen sich weiter verbesserten und wir uns
wieder auf das Vordeck trauten, ergriffen wir folgende Massnahmen
um den Mast zu stabilisieren. Wir wussten, dass in den nächsten
Tagen weiteres schweres Wetter auf uns zukommen würde. Wir
umwickelten die defekte Rollanlage mit unserem Spinnaker-Fall sowie
dem Toppnant und setzten diese kräftig durch. Dies stabilisierte
das Pendeln der Rollanlage und wir hofften, sollte das Fall doch
noch brechen, die Anlage damit sichern zu können. |
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Für solche extremen Situationen haben wir
zusätzlich zu unseren zwei Achterstagen noch zwei "fliegende",
wegnehmbare Backstagen. Diese wurden schon oft als übertrieben
belächelt . Jetzt war ihre Stunde
gekommen. Um sie jedoch nach vorn setzen zu können, musste
ich in den Mast und die Fallenabweiser, die zwischen unseren
Oberwanten und den Maststufen verlaufen, kappen. Eine Abwägung
der Risiken. Den Mast nicht auf diese Weise zusätzlich zu stabilisieren
hätte unter Umständen fatale Folgen heraufbeschwören
können. Manchmal muss man halt etwas riskieren. Außerdem
war ich noch nie der Typ, der etwas mehr Adrenalin im Blut
gescheut hat. Die Stagen konnten erfolgreich geriggt werden.
Danach mussten wir die restlichen 700 nm unter Großsegel im
3. Reff und Motor bewältigen. |
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Wie so häufig kommt ein Problem selten allein.
Durch das heftige rollen in der rauen See ausgelöst setzten
sich unsere Dieselfilter viel zu schnell mit Schmutz und Wasser
zu. Wir konstruierten eine Umleitung unseres Dieselrücklaufs
in unseren Tagestank und konnten so eine störungsfreie Funktion
des Motors in der Ansteuerung der Küste sicherstellen. |
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Nach
dem überstehen weiterer Frontensysteme mit Starkwind und starkem
Seegang erreichten wir mit stehendem Mast, störungsfrei laufendem
Motor, übermüdet und um einige Erfahrungen reicher sicher
Falmouth in Süd-England. |
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Wir möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich
und von ganzem Herzen bei den Amateurfunkern auf der 14313 kHz bedanken
die uns mit Rat und moralischer Unterstützung durch diese gespannten
Stunden geholfen haben. Wir wollen hier nicht alle persönlich
aufzählen, aber Ihr wisst wer ihr seid und wir werden Eure
Hilfe nicht vergessen. Wir hoffen auf diese Weise eines Tages etwas
von unseren Erfahrungen an andere Maritime Mobiles weitergeben zu
können. |
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Weitere 1000 nm liegen noch bis zu unserem Liegeplatz
in der Trave vor uns. Wir werden weiter berichten. |
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